Baumtransport ohne Auto

Bild: Baumtransport ohne Auto

Da steht er, unser neuer Mandelbaum. Groß und stolz, wirklich riesig. Das ist der größte Baum, den ich je in meinem Leben gepflanzt habe. Gestern war Pflanzaktion. Aber was hat eine Baumpflanzaktion mit einem Autofrei-Blog zu tun?

Fangen wir von vorne an: Die Stadt Bingen macht seit einiger Zeit jedes Jahr eine Baumpflanzaktion, „Dein Baum fürs Klima“, bei der Bäume an Bürgerinnen und Bürger verschenkt werden. Diese sollen die Bäume daraufhin einpflanzen und sich um sie kümmern. Nachdem ich in den letzten Jahren schon ein paar Mal von Bekannten von der Aktion gehört hatte, wollte ich dieses Mal selbst mitmachen.

Unser Garten – naja, der kleine Streifen im Brombeerhang, den wir als Garten bezeichnen – hatte eigentlich kaum noch Platz. Aber da das Gemüsebeet ohnehin recht arbeitsintensiv ist und so ein schöner großer Baum im Frühling auch noch toll blüht und hoffentlich weniger Arbeit macht, habe ich mich entschieden, ein weiteres Fleckchen mit weniger Gemüse und dafür mit einem zusätzlichen Baum zu bepflanzen.

Nachdem ich mit meiner Bewerbung für den Klima-Baum beinahe zu spät dran war, habe ich gerade noch bei der Aktion mitmachen können. Als es dann hieß, die Bäume sind bald da, ging die Sache los, weswegen ich es jetzt hier auf „Made for Walking“ poste. Denn:

Wie transportiert man so einen großen, wurzelnackten Baum ohne Auto nach Hause?

Ich schrieb also der Stadtverwaltung zurück und bat erst einmal um Auskunft, wie groß und schwer diese Dinger eigentlich sind. Ich bekam netterweise sogar ein Foto von der Aktion im letzten Jahr. So konnte ich gut sehen, dass das ganz schöne Brummer waren, diese Bäume. Wenn ich schätzen müsste (ich bin leider ziemlich schlecht im Schätzen und habe auch beim Einpflanzen vergessen, unseren neuen Baum mal zu messen) würde ich sagen: vier Meter hoch, oben mit schon einigen langen Zweigen in der jungen Krone, unten allerdings mit einem nicht allzu großen Wurzelballen. Ich war erstaunt, was für relativ winzige Wurzeln an so einem großen, jungen Baum dran waren.

Alles in allem: Der Stamm war etwa doppelt so dick wie ein Besenstiel, das ganze Ding schien also relativ handlich und nicht allzu schwer zu sein. Eine Transportmöglichkeit wäre vielleicht mein neuer Fahrrad-Lastenanhänger gewesen. Aber so etwas Langes und eigentlich auch Empfindliches auf diesen Anhänger zu schnallen und damit durch die Gegend zu radeln, das war uns allen dann doch nicht geheuer.

Ich hab mich schon gefragt: „Wie machen das denn Leute mit einem normalgroßen Auto?“

So ein Baum passt auch überhaupt nicht in ein kleines Auto – jedenfalls nicht in so eins, was meine Schwiegermama hat (und was ich seit diesem Sommer, seit ich ab und zu wieder Autofahren geübt habe, zur Not mal leihen könnte). Da hätten wir schon etwas Größeres gebraucht oder etwas mit einer großen offenen Ladefläche oder einem Anhänger, wo man das Bäumchen wieder hätte festzurren und sichern müssen. Ich weiß gar nicht, wie das die anderen Leute gemacht haben, die auch einen Baum geschenkt bekommen haben und vermutlich mit dem Auto zum Abholen gekommen sind.

Für uns stand fest: Wir laufen einfach hin und holen den Baum zu Fuß.

Genauer gesagt: Ich hatte angenommen, ich laufe hin und hole das Ding. Aber gestern Morgen hat mein Schatz gemeint, das sei bestimmt zu schwer für mich, ist losmarschiert und holte den Baum für mich.

Ich hab mich erst ein bisschen gewehrt. So schwach bin ich doch nun auch wieder nicht! Aber am Ende war es ein Glück, dass er gegangen ist, denn die Stadt hatte netterweise auch noch einen ziemlich langen, dicken Pfosten zusammen mit dem Baum verschenkt. Damit man ihn beim Einpflanzen direkt gut anbinden kann. Der wäre mir wahrscheinlich zusammen mit dem Baum dann doch zu schwer geworden auf dem Heimweg.

Leider habe ich erst nach dem Einpflanzen daran gedacht, ein Foto von unserem neuen Mandelbaum zu machen, statt ihn samt seinen Pfosten auf der Schulter von meinem Schatz zu knipsen.

Zuletzt noch eine kleine Anekdote aus unserer Auto-Gesellschaft:

Mein Schatz wurde beim Abholen von einem netten Mitarbeiter der Stadt gefragt, ob er ihm beim Festzurren des Baums auf der Ladefläche helfen solle.
Schatz antwortete natürlich: „Danke, nein, ich bin gelaufen.“
Der städtische Mitarbeiter „Ach, dann wohnen sie wohl in der Nähe?“
Darauf mein Schatz: „Na ja, ich wohne in Bingerbrück.“
Der Stadtmitarbeiter starrte ihn an und sagte: „Jetzt wollen Sie mich aber verarschen.“

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