Bitte max. Tempo 30, Zebrastreifen und keine gefährlichen „Radschutzstreifen“!

Der LBM-B9-Straßenquerschnitt „B-B“, einmal exakt nachgezeichnet, darin allerdings Mittelklasse-SUVs und zwei LKWs eingezeichnet, statt nur ein kleineres Auto auf der ganzen Fahrbahn. Hellrot die geboteten Sicherheitsabstände für den Radverkehr. Rot gestreift die „Problemzonen“. Blassblau geboteten Sicherheitsabstände für den Fußverkehr. Blau gestreift die „Problemzonen“. Darübergelegt das Zitat: "Würden Sie Ihr 9-jähriges Kind gerne und unbesorgt allein oder mit Altersgenossen über diese Rad-/Fußwege und Querungen auf seinen Schulweg / zum Sportverein / zu Freunden schicken?"

Heute (last Minute, wie üblich) habe ich meine persönlichen Einwendungen zu den B 9 Plänen eingeschickt. Sie lauten:


Einwendung im Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der B 9 im Bereich der Ortsdurchfahrt von Bingen-Bingerbrück

Sehr geehrte Frau Rosenbach,
sehr geehrte Damen und Herren,

von den Plänen für den Ausbau der B 9 in Bingerbrück bin ich als Anwohnerin direkt betroffen. Mein Mann, meine Kinder und ich sind täglich auf den Straßen, deren Umgestaltung Sie gerade planen, unterwegs – und zwar so gut wie ausschließlich zu Fuß und mit dem Fahrrad, denn wir verzichten als Familie bewusst auf ein eigenes Auto. Enge oder zugeparkte Bürgersteige, quasi nicht vorhandene Radwege und insbesondere für Kinder gefährliche Straßenquerungen haben einem bisher das autofreie Leben in Bingerbrück nicht gerade einfacher gemacht.

Die Neugestaltung der B 9 lässt auf Verbesserungen hoffen (mehr Bäume, hoffentlich ab dann für Fußgänger und radelnde Kinder freigehaltene Gehwege), aber manches in den Plänen ist viel zu gefährlich für Radfahrer (schmale „Schutzstreifen“, die den Autofahrern suggerieren, dass es wie auf der Autobahn getrennte Fahrspuren gibt und man entsprechend auf den Radverkehr auf dem Schutzstreifen nebenan nicht besonders achten muss – schon gar nicht durch Einhaltung des 1,5-Meter-Sicherheitsabstands, der ein Überholen eigentlich nur ohne Gegenverkehr möglich macht) oder lässt eine starke Behinderung von Fußgängern erwarten (Querungshilfen ohne Zebrastreifen oder schnell reagierende Bedarfsampeln).

Ich bitte darum, solche Gefahren und Behinderungen für Fußgänger und Radfahrer abzuschaffen und in der Planung alles Mögliche für deren Sicherheit und ihr schnelles Vorankommen zu tun. Denn um die Erderhitzung noch einigermaßen abzubremsen, brauchen wir dringend weniger motorisierten Individualverkehr. Ganz abgesehen davon, dass es auch unseren Kindern (und uns selbst) guttut, sich mehr aus eigener Kraft zu bewegen, statt sich von tonnenweise Blech überallhin kutschieren zu lassen.

Haben Sie sich bei Ihren Planungen mal diese Frage gestellt:

Würden Sie Ihr 9-jähriges Kind gerne und unbesorgt allein oder mit Altersgenossen über diese Rad-/Fußwege und Querungen auf seinen Schulweg / zum Sportverein / zu Freunden schicken?

Viele befreundete Familien in Bingerbrück haben diese Frage in der Vergangenheit mit Nein beantwortet und – trotz des Wissens, wie wichtig mehr Bewegung für die Kinder wäre – lieber Elterntaxi gespielt. Auch ich selbst habe meine Kinder noch lange (zu Fuß und mit dem Rad) auf ihren Wegen begleitet, statt sie unbesorgt selbstständig unterwegs sein zu lassen.

Ich bitte Sie, richten Sie unsere Infrastruktur für die Zukunft so aus, dass sich das ändert!

Zusammen mit den anderen Bingerbrücker Mitgliedern von Scientists for Future Bingen habe ich nach unseren schon früher erfolgten Stellungnahmen nun eine detaillierte Einwendung im Planfeststellungsverfahren eingereicht (unser Schreiben vom 3.9.2025, siehe auch https://s4f-bingen.de/tag/bingerbrueck), mit den Kernforderungen

  • Tempo 30 im gesamten Plangebiet (was wegen der baulichen Gegebenheiten und Schulwege ohnehin geboten ist)
  • Zebrastreifen auf den Querungshilfen (was laut Erläuterungsbericht im Minikreisel sogar zu geringeren Wartezeiten pro Fahrzeug führt)
  • Verzicht auf Radschutzstreifen (was unter den gegebenen Bedingungen auch nach STVO geboten ist) und stattdessen Förderung eines Mischverkehrs mit visuellen Hinweisen auf den Radverkehr.

Bitte berücksichtigen Sie unsere Kritikpunkte und Vorschläge!

Mit freundlichen Grüßen

Esther Brendel

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