Puh. Nach den Sommerferien werden es schon anderthalb Jahre sein. Anderthalb Jahre Corona. Mit Masken, Tests und den Alltagseinschränkungen kamen wir relativ gut klar. Aber die Ansteckungsgefahr in Innenräumen, die nun mal auch in öffentlichen Verkehrsmitteln gegeben ist, machte uns das autofreie Leben besonders schwer.
Morgen gibt es für meinen Schatz und mich endlich den zweiten Pieks. Was das für die Familie als Ganzes ändert, ist noch nicht so klar. Kind 2 kann noch gar nicht geimpft werden und bei Kind 1 halten wir uns dann doch lieber mal an die STIKO-Empfehlung. (Danke Herr Mertens, für Ihre ruhigen und klaren Worte am 15. Juli bei Lanz!)
Corona-Alltag ohne Auto
Wir hatten das Glück, dass wir Eltern im Homeoffice arbeiten können und die Kinder mit dem Homeschooling relativ gut zurechtkamen – auch wenn die Kombination von Homeschooling und Homeoffice gleichzeitig enorm anstrengend war. Wir sind schon immer nur sehr selten ausgegangen und Einkaufen ist für uns alle keine Freizeitbeschäftigung, sondern ein notwendiger Graus (bis auf Kind 1 vielleicht, welches von ein paar Schulfreundinnen das „Shopping“ vorgemacht bekam).
Aber auch unsere Freizeit war ziemlich beeinträchtigt. Der Sportverein der Kinder durfte lange gar kein oder nur eingeschränktes Training anbieten, für Treffen mit Freunden haben wir auf die wärmeren Temperaturen gewartet, die ein Draußen-Sitzen ermöglichen.
Bei einer Sache hatten unsere Kinder die Nase vorn: Meine ganze Familie spielt gerne Fantasy-Rollenspiel. (Genau genommen „Das schwarze Auge“.) Wir Erwachsenen haben in der kühlen Jahreszeit schlicht gar nicht gespielt und gewartet, bis man sich auch abends wieder bei angenehmen Temperaturen draußen zusammensetzen konnte. Die Kinder haben dagegen das Pen&Paper Rollenspiel in Videokonferenzen „gerettet“. Als das Wetter wieder besser wurde, war Kind 2 sogar ganz erschrocken, als sich die Kinder-Rollenspielgruppe auf einmal nicht mehr per Videokonferenz, sondern bei Freunden im Garten treffen wollte. Treffen mit Menschen … in echt … da muss man sich erst mal wieder langsam dran gewöhnen! 😜
Alles in allem hat die Pandemie bei uns also vor allem zwei Bereiche betroffen: Treffen mit Freunden und Verwandten und den Sommerurlaub.
In diesem (wie im letzten) Sommer: Urlaub zuhause
Familienurlaub hieß bei uns meistens: Ferienwohnung auf einer Nordseeinsel, Anreise mit Zug und Fähre. Während man sich am Strand wohl kaum ansteckt – wie so manche Politiker gerne betonen – ist uns eine stundenlange Zugfahrt nicht geheuer. Zumal man überall auf rücksichtslose Leute trifft, die ihre Maske unter der Nase tragen oder ganz ausziehen. Da hilft es auch nicht, wenn die kurz ordentlich aufgesetzt wird, bis der Schaffner wieder weg ist.
Ein Urlaub mit dem Wohnmobil (oder Zelt im Auto) ist für viele eine Corona-konforme Lösung. Aber selbst wenn wir wegen der Pandemie-Bedingungen für diesen Sommerurlaub auf unser autofrei-Prinzip verzichten wollten, bliebe das Problem, dass Schatz und ich seit mehr als einem Jahrzehnt keine Fahrpraxis haben. Selber schuld, klar, hätten wir besser mal ab und zu eine Strecke mit einem Leihwagen genommen statt mit den Öffis. Haben wir aber nicht, und nun müssten wir erstmal wieder üben, ehe wir – erst recht mit Kindern auf der Rückbank – uns wieder in den motorisierten Verkehr wagen würden.
Guter Tipp, falls hier gerade jemand überlegt, autofrei zu werden: Doch dann und wann mal selbst fahren, um nicht ganz aus der Übung zu kommen! 😉
Ich ringe noch mit mir, ob wir uns nicht doch mal endlich einen Lastenanhänger fürs Fahrrad zulegen sollten. Das wäre nicht nur für den Getränkeeinkauf praktisch, sondern man könnte auch irgendwo in der Nähe zum Camping radeln. Bisher steht bei uns diesen Sommer aber nur Kinderurlaub an: Ein paar Tage bei den Großeltern in Hessen und ein paar Tage bei der Tante in Bayern. Beides mit Omas Auto …
Wenn man die Kinder im Auto der Oma „verschickt“, bleibt von der Idee des autofreien Urlaubs freilich nix übrig.
Schwierige Besuche bei Familie und Freunden
Das gleiche Problem haben wir, wenn wir uns wegen Corona momentan nicht für mehr als ein paar Minuten in Züge oder Busse setzen wollen, um Freunde oder Verwandte zu besuchen.
Normalerweise war diese Art der Fortbewegung einfach nur teuer und zeitraubend. Wenn wir mit dem Zug zu Freunden gefahren sind, konnten wir nie so lange bei ihnen bleiben, wie umgekehrt diese bei uns, wenn sie uns mit dem Auto besuchten. Zugfahren samt Umsteigen und vom und zum Bahnhof Laufen dauert eben meist zwei bis dreimal so lang. Und je nach besuchtem Wohnort ist die Anbindung zudem noch so schlecht, dass man schon nicht mehr vernünftig nach Hause käme, wenn man nicht zu einer eigentlich schon unhöflichen Zeit wieder aufbricht.
Dass wir wegen Corona nun erst einmal völlig auf nicht absolut notwendige ÖPNV-Fahrten verzichten, führte dazu, dass es mehr Besuche von Freunden mit Auto bei uns gab. Was zum Einen uns ein schlechtes Gewissen macht, weil wir diese Besuche derzeit nicht mit Gegenbesuchen beantworten. Und was zum Anderen natürlich unser Prinzip des autofreien Lebens völlig ad absurdum führt, wenn statt wir bloß jemand anderes die Autofahrt unternimmt.
Ich habe noch keine Lösung für dieses Problem. Aber ich hoffe sehr, dass es mit den Impfungen – sowohl in Deutschland als auch weltweit – besser vorangeht, als es das momentan aussieht. Und ich hoffe, dass auch langfristig mehr getan wird, um der Entstehung neuer Pandemien entgegenzuwirken – zum Beispiel durch massive Renaturierung, was vor allem auch dem Erhalt unserer Ökosysteme und der Biodiversität dienen würde.
… Und vielleicht sogar auch dem Katastrophenschutz? Mein Mitgefühl allen, die im Moment ganz andere Proleme haben! 💚