WaldspazierGANG?

Am ersten November-Samstag lockte uns der überraschende Sonnenschein raus in den Binger Wald. Endlich mal wieder ein Waldspaziergang. Schöne Ausblicke für die Großen, außergewöhnliche „Spielplätze“ für die „Kleinen“ (naja, so klein sind sie gar nicht mehr, sondern 9 und 11 Jahre alt.), und leider auch ein paar weniger erfreuliche Anbicke …

Diesmal hatten wir Bombentrichter, eine große Hängebrücke, Balancierbaumstämme und eine Riesenmurmelbahn. Ich muss schon sagen, dass ich – gebürtige Hessin, aufgewachsen nahe eines weit weniger touristisch ausgebauten Holzackers am Rande des Taunus – von diesem Wald voller „geführtem Abenteuer“ immer wieder überrascht und amüsiert bin. Wer braucht das alles eigentlich? Alle paar hundert Meter irgend ein Häuschen, Denkmal, Kunstwerk, bemalter Baum, Spielgerät oder gar eine voll ausgebaute Wanderhütte mit Bewirtung. Bei meinen ersten Spaziergängen mit meinem Schatz hier in der Gegend war ich einfach nur baff. Aber für einen Familienausflug mit Kindern ist das einfach nur großartig.

 „Juhuuu! Es geht zur Hängebrücke!“

unisono Kind 1 und Kind 2

Wir sind bei weitem nicht so oft draußen im Wald, wie ich es mir wünschen würde. Ich fürchte, ich bin der größte Fan dieser Art Freizeitgestaltung in der Familie und selbst mir fehlt meist die Zeit. Aber immer mal wieder schaffen wir es, einen solchen kleinen Abenteuerausflug einzurichten. Und je älter die Kinder werden, desto weiter erkunden wir „unseren“ Wald.

Und wenn die Kinder noch klein sind und es gar nicht weit in den Wald hinein schaffen?

Klar, mit kürzeren Beinen kommt man nicht so schnell voran wie mit langen. Aber jetzt kommen zwei Abers:

1. Oft braucht man gar nicht so weit zu gehen für ein tolles Kinderabenteuer. Auf einen Felsen klettern, über einen Baumstamm balancieren, Kastanien oder hübsche Blätter sammeln, Verstecken spielen, einen „geheimen“ Pfad entdecken – im Wald gibt es eigentlich überall etwas zu erleben, egal wie weit einen die eigenen Füße hinein tragen.

Und 2.: Unterschätzt eure Kinder nicht! Vor allem dann nicht, wenn ihr ihnen im Alltag nicht das Laufen nehmt. Bei uns war es von Anfang an normal, dass uns unsere Füße von A nach B bringen, und dass Kinder, die zu groß für Tragetuch oder Buggy sind, eben auch alle irgend möglichen Wege selbst laufen: zum Kindergarten, zum Einkaufen, zu Freunden, zum Sportverein … Klar, das kostet Zeit und Nerven. Und in den ersten Jahren kommt man bei einem Ausflug nicht allzu tief in den Wald hinein. Aber diese ersten Jahre sind nicht so viele, wie man vielleicht denkt. Je älter – und trainierter – die Kinder werden, desto weiter werden die Streifzüge und desto mehr Entdeckungen warten in der Umgebung …

Dieses Foto von derselben Hängebrücke stammt aus dem Jahr 2014. Bei diesem unseren ersten Familien-Hängebrücken-Besuch war Kind 1 fünf und Kind 2 drei Jahre alt. Wir wanderten einen ganzen Tag im Binger Wald, ungefähr 13 Kilometer, inklusive Steckeschlääferklamm und Einkehr im Forsthaus Jägerhaus. Kein Ding für gesunde Dreijährige. Unsere Spezies ist schließlich dafür gebaut, in dem Alter schon selbstständig mit der Sippe durch die Savanne zu ziehen.

Waldspazierfahrt statt Waldspaziergang?

Nur den Kopf schütteln kann ich dagegen, wenn ich beim Waldspaziergang alle paar Minuten zur Seite gehen und die Kinder zur Vorsicht rufen muss, weil irgendwas Hochmotorisiertes vorbeidonnert. Sicherlich gibt es Leute, die den Wald genießen wollen und so gebrechlich sind, dass sie den Weg dorthin zu Fuß körperlich nicht schaffen würden. Aber keiner kann mir erzählen, dass die Waldwege allein von solchen Fällen dermaßen zugeparkt sind. Diese Blech-Flut war – neben dem überall von rücksichtslosen Waldbesuchern liegen gelassenen Müll – die weniger erfreuliche Erfahrung dieses Ausflugs.

„Die Kinder sollen sich im Wald schön austoben und dann wollen wir aber schnell zurück ins Warme …“ Das haben wir aufgeschnappt beim hier beschriebenen Spaziergang. Das ist das Äquivalent dazu, wenn sich Erwachsene mit minimaler Anstrengung in einem Tonnengefährt vors Fitnessstudio transportieren, um dort dann ihrem Körper die Bewegung zu verschaffen, die sie ihm auf allen Alltagswegen verwehren.

Wenn man dagegen all die Alltags- und Freizeitwege, die irgendwie noch menschenmöglich mit der eigenen Muskelkraft bewältigt werden können, zu Fuß oder mit dem Fahrrad (und dazu braucht’s nicht unbedingt ein E-Bike) zurücklegt, dann kommt man quasi ganz nebenbei auf ein gesunderhaltendes Maß an Schritten pro Tag – und einen erheblich kleineren CO2-Ausstoß.

In diesem Sinne: Alles Liebe und bleibt gesund! 😉

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