Wie wir daran scheiterten, einen Getränke-Einkauf zu Fuß zu erledigen, weil das der (motorisierten) Oma zu peinlich war.
Im Prinzip besorgen wir alle unsere Einkäufe zu Fuß (bis auf ein paar Spezialitäten, die wir bestellen, weil es sie in den lokalen Geschäften nicht gibt) oder mit dem Fahrrad. Allerdings hat Kind 1 ein paar Orte weiter, in Dörrebach, alle zwei Wochen eine Reitstunde. Leider funktioniert der Busverkehr dorthin nicht zuverlässig – was mal einen eigenen Blogpost wert wäre – und daher wird Kind 1 zum Reiten per Omataxi kutschiert. Diese Fahrt wird gewöhnlich auch genutzt, um im Dörrebacher Hof Lehnmühle Bio-Eier und -Käse zu kaufen und um in auf dem Rückweg liegenden Geschäften schwere Güter wie Getränkekästen mitzunehmen. Nun fiel wegen der Corona-Beschränkungen die Reitstunde aus und in unserem vorweihnachtlichen Esszimmer entspann sich folgende Diskussion:
Teil 1: Ich will Einkaufen gehen.
Oma: „Ich fahr‘ schnell nach Büdesheim und besorg‘ den Einkauf.“
Ich: „Ich kann doch einkaufen gehen.“
Oma: „Nee, ich hol die Getränke mit dem Auto.“
Ich: „Quatsch, das geht schon. Mit dem Fahrrad.“
Oma: „Aber ich mach das gerne.“
Ich: „Klar, ich weiß. Ich bin ja auch immer sehr dankbar für die Einkaufshilfe bei Deinen morgendlichen Spaziergängen. Wenn wir beide am Arbeiten sind und so wenig Zeit haben, ist das echt eine Erleichterung. Aber jetzt hab ich frei. Da kann ich locker das Einkaufen übernehmen und Du musst nicht in ein Geschäft.“
Oma: „Das ist doch viel zu viel. Ich fahr das alles holen, dann ist es erledigt.“
Ich gebe auf. Papa kommt dazu.
Teil 2: Papa lässt nicht locker.
„Reiten fällt ja aus, dann musst Du jetzt ja gar nicht mehr fahren, wir können die Sachen alle so holen. Das ist doppelt gut: Du solltest wegen Corona nicht in die Geschäfte und wir pusten kein CO2 raus.“
Oma: „Ich bin die ganze Zeit auch in den Geschäften gewesen. Das ist kein Problem. Ich fahre einkaufen.“
Heiko: „Wieso denn? Das brauchst Du nicht. Wir machen das.“
Oma: „Nein, ich will aber einkaufen. Wenn ihr nicht wollt, dann fahr ich trotzdem und kauf halt nur für mich ein.“
Papa: „Na, das macht ja gar keinen Sinn. Der CO2-Ausstoß ist derselbe.“
Oma: „Dann kann ich ja auch alles mitbringen.“
Papa: „Aber warum willst Du das denn unbedingt? Es geht doch auch so. Ohne ein Auto zu bewegen.“
Oma: „Ich will mich einfach auch mal selbst in den Geschäften umschauen. Ideen kriegen, was ich so kaufen könnte.“
Papa: „Du bist doch sonst auch oft in den Geschäften bei Deinen Rundgängen. Das muss doch nicht mit dem Auto und jetzt sein, kurz vor Weihnachten, wo es voll ist und wir so wenig Kontakte wie möglich haben wollen.“
Oma: „Ich will aber.“
Papa: „Sag‘ doch mal: Warum denn?“
Oma druckst herum.
Ich: „Schämst Du dich etwa, wenn wir zu Fuß oder mit dem Rad einkaufen gehen?“
Oma wiegt den Kopf.
Papa: „Echt? Hat dazu mal irgend jemand was zu Dir gesagt?“
Oma: „Naja, einmal hat eine Bekannte mich gefragt, wieso ihr Getränkekästen zu Fuß herumgeschleppt habt.“
Papa: „Und deshalb willst Du nicht, dass wir das machen?“
Oma: „Ja. Und jetzt lasst mich einfach alles, was wir für die Feiertage brauchen, mit dem Auto holen und dann ist gut.“
Wir geben auf.
(… und beschließen, in Zukunft den Getränkevorrat im Keller möglichst „heimlich“ frühzeitig aufzufüllen, um Omas motorisiertem Einkaufshilfeeifer zuvorzukommen. Zumindest, solange Kind 1 coronabedingt keine Reitstunden hat.)
Ein Gedanke zu „Einkauf zu Fuß mit Hindernissen (#Laufscham)“