Wir sind „made for walking“ – zum Laufen bestimmt. Auch wenn die 10.000-Schritte-pro-Tag-Regel der WHO ursprünglich offenbar der Werbeslogan eines japanischen Schrittzähler-Herstellers war, es steckt sehr viel mehr hinter der Empfehlung, täglich ordentlich herumzulaufen, oder sich generell viel zu bewegen, als nur ein Gesundheits-Hype.
Wie viel, das habe ich in den letzten Tagen mal wieder am eigenen Körper erfahren dürfen.
Ich habe wochenlang – ach was: monatelang! – viel zu viel Zeit auf dem Bürostuhl verbracht. Irgendwann rächt sich das und irgendwo melden sich auf einmal Muskeln und Nerven zu Wort, die sonst immer nur stillschweigend und unbemerkt ihre Arbeit tun. Diese Woche hat endlich meine Arbeitsbelastung nachgelassen und kaum war ich an einem Tag tatsächlich die für die Gesundheit empfohlenen 10.000 Schritte unterwegs, waren die Schmerzen weg.
Wie also mehr laufen im Alltag?
Einerseits ist es ja ein Glück, dass ich fast die ganze Zeit im Homeoffice arbeiten kann. Das bedeutet täglich knapp zwei Stunden mehr Zeit für mich und meine Familie (und für die diversen anderen Wege, die ohne Auto in der Summe ordentlich Zeit fressen). Andererseits fällt dadurch auch die tägliche zwangsweise Laufstrecke von und zum Bahnhof weg.
Nachdem nun allerorts die Corona Einschränkungen immer weiter gelockert werden, muss ich alle zwei Wochen einmal ins Büro nach Mainz. So selten, so wenig entkommt man dem schlechten Zustand der Bahn. Am ersten Büro-Arbeitstag seit Langem habe ich gleich mal wieder eine halbe Stunde Verspätung erwischt. Mehr geht fast nicht zu dieser Zeit an diesem Bahnhof. 🤪 (Mein eigentlicher Zug hatte 50 Minuten Verspätung, aber es fuhr nach einer halben Stunde immerhin ein anderer, langsamerer.)
Nun ist die Strecke von Bingen nach Mainz für die ganz sportlichen vielleicht noch mit dem Fahrrad, in praktikabler Zeit wohl aber nur mit einem E-Bike, zu schaffen. (Ich kenne tatsächlich einen tapferen E-Bike-Pendler. Hut ab!) Statt Bahnfahren einfach nach Mainz zu Laufen ist jedenfalls keine Option.
Warten in Bewegung
An diesem Morgen habe ich die Wartezeit zum auf-dem-Bahnsteig-Rumlaufen genutzt, statt nur zum Rumstehen oder -sitzen. Unser Bahnhof hat eine recht große überdachte Fläche, auf der man auch bei Regen ganz gut umhertigern kann.
Muss ich mal drauf achten, ob es nicht öfter am Tag kleinere Zwangspausen gibt, in denen man sich statt nichts zu tun, oder schnell die Messenger zu checken, auch einfach ein bisschen bewegen könnte.
Ich hoffe, dass ich es in Zukunft öfter schaffe, solche alltäglichen Bewegungsgelegenheiten zu erkennen und zu nutzen. Und so dem Körper ein bisschen mehr von dem zu gönnen, wofür ihn die Evolution geformt hat.
Ein richtig schöner, goldener Herbstspaziergang wäre freilich auch mal wieder was …
Oh ja, täglich mindestens so viel wäre toll! Das schaffe ich bisher nicht, in unserem Chaos-Alltag unterzubringen. Aber immerhin halte ich mich recht streng an jeden zweiten Tag mindestens 30 Minuten. Hilft auch schon, zumindest bei normalen Zeiten am Schreibtisch. Aber leider nicht zum Ausgleich von zu viel Rumsitzerei.
Bluthochdruck in Verbindung mit Pillenphobie 🙂 hat mich vor 2 Jahren dazu gebracht, täglich zu laufen oder Fahrrad zu fahren. Nicht super schnell, nur flott und mindestens 40 Minuten lang. Das war eine sehr gute Entscheidung, ich fühle mich seit dem viel wacher und beweglicher. Klar, in einem Büro sitzt man ja wie ein Zootier im Käfig. Also: Ich kann deine Erfahrung bestätigen. We are made for walking.