Endlich, endlich fange ich mal mit den richtigen Infrastruktur-Artikeln an, und zwar mit diesem Gedanken:
Was soll das eigentlich, dass man als Fußgänger, als völlig klimaneutraler Verkehrsteilnehmer, ständig ausgebremst wird, um für CO2-, Feinstaub- und sonstige Dreckschleudern den Weg freizumachen?
Heute war ich (ausnahmsweise mal nicht im Homeoffice) auf dem Heimweg vom Büro zu Fuß unterwegs zum Bahnhof. Vom Ausgang der Uni zum Hauptbahnhof in Mainz in zehn Minuten bis der Zug fährt – das ist zu schaffen …
… allerdings nicht, wenn einem ständig die Ampeln den Weg versperren.
Ich habe mir in solchen Situationen, an roten Kreuzungsampeln wartend, stinkende Abgase von neben mir wartenden und vorbeifahrenden Autos in der Nase, schon oft gewünscht:
Liebe Stadtverwaltungen, plant doch bitte den Verkehr – und damit meine ich sowohl Wege als auch Ampelschaltungen, als auch Verkehrsregeln (wie Tempo 30, Fußgängerzonen, Fahrradstraßen, autofreie Innenstädte etc.) – in Städten und Ortschaften so um, dass Radfahrern und Fußgängern keine Steine in den Weg gelegt werden!
Im Idealfall sollte man auf die klimafreundliche Art innerorts schneller am Ziel sein als per Auto.
Neulich hat eine Frau auf der Straße zu meinem Schatz gesagt: „Ach, die können die Ampeln für die Fußgänger ruhig rot machen und für die Autos grün. Zu Fuß hat man ja Zeit. Wenn man es eilig hat, nimmt man das Auto.“
Wie bezeichnend. Genau so sind unsere Städte geplant, ist unser Alltag getaktet, ist unser Verständnis von Normalität verdreht.
Wie schön, dass es inzwischen auch Lichtblicke bei diesem Thema gibt. Zum Beispiel in Kiel: Dort startet ein Modellversuch, der den Radverkehr, aber auch die städtischen Busse schneller über Kreuzungen leiten soll: https://taz.de/Freie-Fahrt-fuer-Fahrraeder/!5972424/
So, das war jetzt immerhin mal ein erster Artikel über eines der vielen Infrastruktur-Probleme, vor denen wir bei der Verkehrswende stehen. Das soll nur der Start einer Serie mit Infrastruktur-Beiträgen sein. Es kommt also noch mehr, versprochen!
Genau, es wird Zeit, dass die Orte den Menschen zurück gegeben werden.
Dass das sie wenigsten Städte interessiert, zeigt sich allein daran, dass sich niemand die Mühe macht, die Fußgängerströme zu zählen und es keine Regeln für die Breite der Fußwege, oft genug Alibistreifchen, gibt. Es wird Zeit, dass sich die Fußgänger ebenso organisieren wie die Radfahrer. Das wird allerdings nicht einfacher werden, da Leute von Kindesbeinen an so sozialisiert werden, dass sie automatisch Rücksicht auf die armen Autofahrer nehmen und sich auch für über Bürgersteige bretternde Radfahrer dünn machen. Kinder nicht entsprechend zu dressieren, könnte tödlich enden.